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Zürich, Schweiz

45.

Samuel Fischer Gastprofessorin
2021/22

Dorothee Elmiger

Die Schriftstellerin Dorothee Elmiger war die Gastprofessorin im Wintersemester 2021/22. Sie wurde 1985 in der Schweiz geboren und lebt und arbeitet in Zürich. Dorothee Elmiger studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig Literatur sowie Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Luzern und der Freien Universität Berlin. Elmiger gilt heutzutage als eine der vielversprechendsten und ästhetisch anspruchsvollsten Nachwuchsschriftsteller:innen der Schweiz.

Bereits im Jahr 2009 nahm sie am Nachwuchsprogramm des Ingeborg-Bachmann-Preises teil, bevor 2010 ihr Debütroman „Einladung an die Waghalsigen“ (DuMont) erschien. Für diesen Roman erhielt Elmiger den Aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Prosadebüt und den Rauriser Literaturpreis. Daraufhin folgten 2014 und 2020 mit „Schlafgänger“ (DuMont) und „Aus der Zuckerfabrik“ (Hanser) zwei weitere Romane und weitere Auszeichnungen, u.a. der Max Frisch-Förderpreis der Stadt Zürich, der Erich Fried Preis (2015) und der Schweizer Literaturpreis (2015) sowie ein Werkjahr der Stadt Zürich. Alle publizierten Romane wurden für den Schweizer Buchpreis nominiert, in verschiedenen Sprachen übersetzt und für die Bühne adaptiert. Neben ihren Romanen publiziert Elmiger auch Essays, Montagen und Texte zu Kunst.

In ihren Texten greift Elmiger gesellschaftspolitische Themen in experimenteller Form auf und reflektiert mit sprachlicher Präzision Denk- und Schreibbewegungen. In ihrem zweiten Roman, „Schlafgänger“, befasst sich Elmiger mit Migration und Identitätsverlust und nähert sich ihnen auf eine ästhetisch und poetologisch anspruchsvolle Weise, indem Stimmen ganz unterschiedlicher Akteure ohne wegweisende, leitende Erzählstimme miteinander ins Gespräch kommen: Grenzgänger, Schmugglerinnen, Flüchtende, Kontrolleure, Schauspieler, Journalisten, Logistiker und Geister.

Auch ihr jüngster Roman „Aus der Zuckerfabrik“, weist sich durch experimentellen Inhalt und Form aus. In einer Abfolge von Recherchen, Beobachtungen und Fundstücken werden unterschiedlichste Lebenswelten miteinander verwoben, so dass sich ein feines Netz zwischen der (kolonialen) Vergangenheit und der schreibenden Erzählstimme aufspannt: Als Hybridform zwischen Essay, Collage, Dokumentation und Roman experimentiert der Text mit Genrezuschreibungen und Erwartungshaltungen der Leserschaft.

„Mit dem letzten Zug zwischen den Bergen des Oberwallis hindurch nach Hause gefahren. Die noch immer schneebedeckten Flanken hell in der Nacht, darüber die dunklen, hohen Gipfel vor dem tiefblauen Himmel. Spiez, Thun, Bern. Unterwegs eingeschlafen, geträumt, ich hätte einen Band mit dem Titel „Das lyrische Maß der Maßlosigkeit“ herausgegeben.”

Dorothee Elmiger - Aus der Zuckerfabrik

Seminar „Dokument und Erfindung: Der Fiebertraum im toten Winkel der Geschichte“ am Peter Szondi-Institut

Elmigers Seminar soll eine kritische Reflexion des literarischen Umgangs mit historischen Dokumenten anstoßen und gleichermaßen eine literarische Werkstatt für die Diskussion eigener Texte sein, die sich im Spannungsfeld von Dokument und Erfindung bewegen. Nähere Informationen können dem Online-Vorlesungsverzeichnis der Freien Universität Berlin entnommen werden.

Lesung und Gespräch

Dorothee Elmiger sprach am 16. Februar mit Florian Werner über ihr aktuelles Buch »Aus der Zuckerfabrik«, über den literarischen Umgang mit Dokument, Erfindung und Traum und über ihre Zeit in Berlin.

Florian Werner schreibt erzählende Sachbücher und Prosa, lehrt als Gastdozent an verschiedenen Hochschulen und arbeitet für den Hörfunk.
Zuletzt erschien »Die Raststätte. Eine Liebeserklärung« (Hanser, 2021). Seine Bücher wurden unter anderem ins Englische, Spanische und Japanische übersetzt.

Das Gespräch fand in der daadgalerie statt und wurde live gestreamt. Die Aufzeichnung kann jetzt auf YouTube angesehen werden.

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