New York, USA

38.

Samuel Fischer Gastprofessor
2017/18

Joshua Cohen

„Cohen, who can apparently write about anything, isn’t waiting to be read. He exists to write. … And he certainly can write!” Mit diesen euphorischen Worten beschreibt James Wood, der britische Literaturwissenschaftler und Redakteur beim New Yorker, den Samuel Fischer Gastprofessor für das Wintersemester 2017/2018 Joshua Cohen. Joshua Cohen, 1980 in New Jersey geboren, studierte Komposition an der Manhattan School of Music, lebt in New York und arbeitet als Autor, Essayist und Buchkritiker für das Harper’s Magazine, die New York Times Book Review und für die Literaturzeitschrift London Review of Books.

In seinen veröffentlichten Erzählungen und Romanen bedient sich Cohen seiner präzisen Beobachtungsgabe und einer virtuosen Sprache, welche mal drastisch, mal klar, mal verspielt-abstrakt ausfällt. Dabei macht er sich auch das Textbild seiner Werke zu eigen, indem er häufig Versalien und Leerzeichen in die Bedeutungsebenen seiner Texte miteinfließen lässt. Ein wiederkehrendes Thema in seinem Werk, ist der Umgang mit Religion, mit Vertreibung, dem Leben im Exil, dem Holocaust. So erzählt seine 800 Seiten umfassende Fiktion „Witz“ die Geschichte eines einzigen Überlebenden einer Pandemie, welche sich unter der jüdischen Bevölkerung Amerikas ausbreitet und die Geschichte eines letzten Holocaust Überlebenden.

Oft wird Joshua Cohen in Rezensionen mit seinen sprachgewaltigen Schriftstellerkollegen David Foster Wallace (dessen Übersetzer Ulrich Blumenbach auch Cohens Werke in die deutsche Sprache transferiert) und Thomas Pynchon verglichen. Joshua Cohen gewann für sein Schaffen den Pushcart Preis 2012 und den Matanel Preis für jüdische Autoren 2013. Sein Roman „Witz“ wurde von der Wochenzeitung „The Village Voice“ auf die Liste der „Best Books of 2010“ und sein Erzählband „Four New Messages“ vom New Yorker auf die der „Best Books of 2012“ gewählt. 2017 war er im Granta Magazine als einer der besten US-Nachwuchsschriftsteller gelistet.

In Deutschland sind bereits zwei seiner Bücher bei Schöffling erschienen. Am 23.01.2018 folgt nun die Übersetzung seines Romans „Book of Numbers“, das von Wall Street Journal, National Public Radio und New York Magazine zum „Best Book of the Year“ gewählt wurde. Als 38. Samuel-Fischer-Gastprofessor wird Joshua Cohen ein Seminar mit dem Titel »Versions« anbieten, das sich mit der Frage beschäftigt, wie Schriftsteller ihr Werk vollenden und auf dem Weg dahin mehrere Versionen durchdacht und erprobt haben. Das Seminar richtet sich an Studierende, die am Schreiben interessiert sind. Es geht nicht um Literaturgeschichte, sondern um literarische Techniken.

Seminar „Versions“

Der Kurs “Versions” wird sich mit dem Blick auf den Roman hinsichtlich seiner unzählig möglichen Varianten befassen. Wie setzen Autoren ihre Arbeit anhand der Vielzahl an verschiedensten Entwürfen und Ansätzen um? Eine traditionelle akademische Analyse von den zu lesenden Texten wird der Diskussion, wie die Texte überhaupt gemacht wurden, untergeordnet werden und uns bei der Überlegung helfen, wie deren Machart auf unsere eigene Arbeit übertragen werden kann. Ferner werden wir versuchen eine ironische Haltung in Bezug auf das Wort „practice“ zu pflegen.

Eine Kursbeschreibung zu schreiben ist für mich genauso schwer, wie das Schreiben eines Gedichtes. Der Kurs richtet sich an Schriftsteller und Schriftstellerinnen oder an Personen, die am Schreiben interessiert sind; sein Zweck ist nicht den Studierenden eine Zustimmung oder sogar ein Konzept von Literaturgeschichte einzuschärfen, sondern eine Literaturtechnik. Die Lektüre wurde anhand von Affinität ausgewählt und gruppiert: die Hommage neben dem Original; der frühere Versuch neben der späteren Edition. In einem einzigen Satz: Es ist meine Hoffnung, dass dieser Kurs Schreibenden und am Schreiben Interessierten helfen wird, ein besseres Verständnis über den, möglicherweise genussvollen, Umgang mit lebenslangem Selbstzweifel am eigenen Schaffen zu erlangen.

The Enchanter, Vladimir Nabokov
Lolita, Vladimir Nabokov
The Golden Notebook, Doris Lessing

Impressionen

© Phil Dera

Bücher

Presse

Die literarische Welt, 11.11.17
„Wir Wikinger“

Interviews

Audio – KCRW