© Diana Matar

Bogotá, Kolumbien

44.

Samuel Fischer Gastprofessor
2021

Juan Gabriel Vásquez

Juan Gabriel Vásquez wurde 1973 in Bogotá geboren, studierte Jura in Kolumbien und promovierte zu lateinamerikanischer Literatur an der Sorbonne. Er gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Erzähler Lateinamerikas. Sein schriftstellerisches Werk, das neben einem Essayband, einer Biographie über Joseph Conrad und zwei Bänden mit Erzählungen fünf Romane umfasst, ist bisher in 16 Sprachen erschienen und mehrfach preisgekrönt worden.

Bereits mit seinem Debütroman Los informantes von 2004 (dt. Die Informanten, Schöffling & Co. 2010) gelang Vásquez ein internationaler Erfolg. Für El ruido de las cosas al caer (dt. Das Geräusch der Dinge beim Fallen, Schöffling & Co. 2014) erhielt Vásquez den Premio Alfaguara de Novela, den International IMPAC Dublin Literary Award, einen der höchstdotierten Literaturpreise der Welt, sowie den Premio Gregor von Rezzori. Sein jüngster Roman, La forma de las ruinas (dt. Die Gestalt der Ruinen, Schöffling & Co. 2018) gelangte im Jahr 2019 auf die Shortlist des Man Booker Prize. Sein jüngster Erzählband Lieder für die Feuersbrunst (Canciones para el incendio, 2018) ist im Februar 2021 auf Deutsch bei Schöffling & Co. erschienen.

In all seinen Büchern setzt sich Vásquez, der seine Erzählweise als einen Gegenentwurf zum Stil des magischen Realismus sieht, mit Kolumbiens gewalttätiger, seine Figuren verstörender Geschichte auseinander: Den Spuren politischer Verfolgungen im Kolumbien der 1930er Jahre, den Auswirkungen des Drogenhandels in Kolumbien und einer Generation, die vom Krieg zwischen dem Kartell Pablo Escobars und der Regierung langfristig geprägt wurde, der Macht politischer Zeichnungen anhand der Figur eines einflussreichen kolumbianischen Karikaturisten und der Ermordung des liberalen Jorge Eliécer Gaitàn 1948 in Bogotá, die einen zehnjährigen Bürgerkrieg auslöste. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller übersetzte Vásquez auch Autoren wie Victor Hugo und E. M. Forster, schreibt Essays und Kolumnen für die kolumbianische Zeitschrift El Espectador und unterrichtete unter anderem als Gastprofessor für Weltliteratur in Bern. Nach langjährigem Arbeiten und Wirken in Europa lebt Vásquez mit seiner Familie heute in Bogotá.

„Ich stellte mir vor, wie er nachts davon träumte, dass dieser junge Mann sein Sohn und am Leben war, in der Fremde wohnte und sich dem Schreiben von Büchern widmete. Ich stellte mir vor, wie er in Gedanken mit der Möglichkeit spielte, zu lügen und der Frau zu sagen, der junge Mann sei in Wirklichkeit sein Sohn, und für den kurzen Augenblick der Lüge, stellte ich mir vor, empfand er eine Illusion von Glück.”

Juan Gabriel Vásquez, „Der Doppelgänger“ in Lieder für die Feuersbrunst

Seminar „The Politics of Fiction: Discussions on History, Memory and the Possibility of Truth”

In seinem Seminar nähert sich Vásquez dem Roman im Spannungsfeld zwischen Geschichte und Fiktion und befragt seine Rolle vor dem Hintergrund von post-truth Diskursen. Nähere Informationen können dem Online-Vorlesungsverzeichnis der Freien Universität Berlin entnommen werden.

The Politics of Fiction – Juan Gabriel Vásquez im Gespräch mit Alberto Manguel

Am 11. Mai sprach Vásquez mit dem ehemaligen Samuel Fischer Gastprofessor Alberto Manguel an der Freien Universität Berlin über den Platz der Fiktion in einer sich entwickelnden Gesellschaft. Das Gespräch fand in englischer Sprache statt.

Política de la ficción

Lesung & Gespräch

Juan Gabriel Vásquez im Gespräch mit Rike Bolte. Gespräch in spanischer Sprache mit deutscher Übersetzung.

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